2. Ursprung - Was mich Prägte?

Ich bin im Jahr 1981 hinter dem “Eisernen Vorhang” geboren. Etwa eine Woche vor meiner Geburt wurde in meinem Vaterland der Kriegsstand ausgerufen. Es war im Dezember kurz vor Weihnachten. Draußen war es eiskalt und meine Eltern versuchten alles, um mit mir am späteren Heilig Abend nach Hause zu kommen. Was nicht so einfach war, weil von 22 Uhr bis 6 Uhr die Polizeistunde galt und bei Aufenthalt draußen in der Stadt die sofortige Festnahme drohte.

Wieso mich diese Zeit geprägt hat, wenn ich mich gar nicht daran erinnern kann?

Ich bin das zweite Kind in unserer Familie - mein Bruder war zum Zeitpunkt meiner Geburt 16 Monate alt und chronisch krank. Zum Zeitpunkt meiner Geburt waren meine Eltern erst 20. Ich denke diese Zeit hat meine - damals noch sehr jungen - Eltern sehr charakterisiert. Es kann nur schwer gewesen sein in diesen Zeiten mit zwei kleinen Kindern zu überleben. Rationalisierung von Lebensmittel, Kleidung und Medikamente waren ebenfalls knapp. (So nebenbei: Schokolade gab es so selten, dass ich mich an jedes Mal erinnere, an dem ich Schokolade als Kleinkind gegessen habe) Der Alltag bestand darin sich für Grundnahrungsmittel stundenlang anzustellen und wenn man zu weit hinten in der Schlange war - völlig umsonst - den bis dahin konnte das Geschäft alle Vorräte bereits verkauft haben. Und auch die Gewalt durch die Sicherheitskräfte, sowie die politische Lage führten bestimmt zu einem gewissen Ohnmachtsgefühl der Bevölkerung - nicht so einfach in so einem jungen Alter mit zwei kleinen Kindern. Was kein Geheimnis ist, im Osten war es üblich eine “harte” Kindererziehung an den Tag zu legen. Diese Einstellung zog sich von Eltern, über Großeltern bis hin zu den Bildungseinrichtungen Kindergärten und Schulen. An meine Kindegartenzeit habe ich nur eine Erinnerung. Ich musste einmal im Schlafsaal “nachsitzen”, weil ich nach dem Mittagessen kein Auge zu getan habe als Schlafenszeit war. Und das so lange bis mich meine Mutter um etwa 17 Uhr abholte. Zudem weiß ich aus Erzählungen, dass meine Mutter zu diesem Zeitpunkt eine Psychose entwickelt hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob es Überforderung mit der Allgemeinsituation oder eine Postpartale Depression war, ich kann aber gut verstehen, dass wir als Kinder weniger Aufmerksamkeit hatten als die Kinder heutzutage oder die, die das Privileg hatten im Westen geboren zu sein. Ich persönlich empfand den Stellenwert in unserer Familie so: Meine Eltern gleichwertig ganz oben auf der Liste, mein Bruder - der besondere Aufmerksamkeit brauchte, aufgrund seiner Erkrankung und dann kam ich, das ruhige Kind, dass niemals zeigte, welche Bedürfnisse es hatte und die Momente, in den jemand den Fokus auf mich legte, genoss ich in vollen Zügen.

Ich war es also irgendwie von klein an gewohnt so zu sein, wie es andere von mir verlangten. Ich war es gewohnt nichts sagen zu dürfen, weil die Konsequenzen beängstigend waren. Es war auch irgendwie selbstverständlich, dass ich keinen großen Stellenwert für andere hatte. Vielleicht war es für meine Eltern nicht so, aber so habe ich es als Kind empfunden.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich meinen Eltern dazu keinen Vorwurf mache. Sie waren jung, die Zeiten waren schwer und irgendwie hat sich das Familienleben bei uns so eingependelt. Ich muss auch erwähnen, dass wir alle - über Generationen hindurch - eine glückliche und lebensfrohe Familie waren und sind, wir ließen uns nie in schweren Zeiten unterkriegen. Meine Eltern lernten mich zumindest, sich über die Dinge zu freuen die man hat und niemals dem nachzutrauern, was man nicht hat. Und ein weiterer Slogan ist: Familie ist alles!

Irgendwann fiel der Eiserne Vorhang, wir wanderten in den Westen aus und lebten unser Leben mit mehr Leichtigkeit weiter. Zu diesem Zeitpunkt war ich 7 Jahre alt. Das Wertigkeitsranking in unserer Familie blieb unverändert. Das ging so lange gut bis ich 12/13 wurde und zum rebellieren begann = Aufmerksamkeit erregen. Das hat mir viele harte Strafen eingebrockt.

Ich wurde geliebt

Mit 15 fand ich meine erste große Liebe, die mir soviel Hoffnung und Energie fürs Leben gab. Dieses Gefühl zum ersten Mal in meinem Leben die Nummer 1 für jemanden zu sein, war unbeschreiblich schön. Diesen Menschen liebte ich ebenfalls mit jeder Faser meines Körpers und wollte nie wieder jemanden anderen in meinem Leben. Die Beziehung dauerte mit Unterbrechungen etwa 5 Jahre. Wir zogen dann gemeinsam in eine Wohnung als ich 19 war. Der Grund für die Beziehungspausen und das endgültige Ende war, dass er mich zwar über alles liebte - das wusste und spürte ich - er aber nicht viel von Treue hielt. Um mich selbst zu Schützen zog ich einen Schlussstrich, bevor ich noch zum letzten Mal erfuhr, dass er eine Affäre hatte - auch das spürte ich leider. Für mich brach die Welt zusammen und ich fiel in ein tiefes Loch.

Und dann kam EGO(n)

Doch Plötzlich kam da jemand, wie ein Ritter angaloppiert und zog mich aus diesem Loch raus. Ich nenne ihn mal “EGO(n)” - doch, dass er so tickt, wusste ich natürlich damals nicht. Er war auf einmal da und schenkte mir vollste Aufmerksamkeit. Egon umwarb mich und kämpfte auch darum, dass ich ihm Aufmerksamkeit schenke. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht wo ich wohnen sollte, zu meinen Eltern zurückzukehren war keine Option und so hatte ich damals eine vorübergehende Wohnsituation. Diese hat sich aufgelöst, als Egon mir etwa 14 Tage nachdem wir unsere Gefühle für einander entdeckten anbot bei ihm einzuziehen. Wir buchten auch sofort einen gemeinsamen Urlaub, weil er viel Zeit mit mir verbringen wollte. Ich stürzte mich da Hals über Kopf rein. Die Welt wurde wieder bunt und wunderbar. Oder etwa nicht?

Willst du wissen wie es mit Egon weiterging? Kannst du auch dich ein wenig in dieser Geschichte erkennen und willst wissen, ob es für mich ähnlich wie für dich weiter ging? Du willst verstehen, wie Menschen auf Narzissten reinfallen und sich an sie binden?

Dann bleib gespannt auf die nächste Story …

Und wenn du das nächste Kapitel nicht versäumen willst, dann folge mir einfach https://www.instagram.com/resetandlumira?igsh=bDRmZnFleGIxem9i

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